Wenn der Sport zu Schmerzen führt

Maria Berentzen

Sport tut dem Körper gut – jedenfalls meistens. Manchmal führt Bewegung allerdings auch dazu, dass man Schmerzen bekommt. Das ist aber in den meisten Fällen nicht gleich ein Grund, das Training zu unterbrechen. Oft ist es hilfreicher, es weniger intensiv fortzusetzen.

 

In der letzten Woche ging das Laufen ohne Probleme. Und jetzt tun auf einmal beim Sport die Waden weh. Was nun – weitermachen oder aufhören? Das ist manchmal gar nicht so einfach zu entscheiden. Schmerzen sind immer ein Warnsignal des Körpers, das man nicht einfach übergehen sollte. „Das gilt nicht nur für Schmerzen beim Sport, sondern ganz generell für Schmerzen“, sagt Professor Dr. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule in Köln.

 

Sport ist für den Körper zunächst einmal eine ungewohnte Belastung. „Viele Systeme passen sich sehr schnell daran an“, sagt Froböse. Dazu zählt zum Beispiel das Herz-Kreislauf-System. Bänder, Sehnen und Gelenke brauchen dafür deutlich länger und können deshalb auch schon einmal wehtun. Vor allem für Einsteiger ist es oft gar nicht so leicht, Schmerzen richtig einzuschätzen und zu wissen, ob sie am besten wie gewohnt weitertrainieren, eine Pause machen oder das Training am besten anpassen.

 

Bei Schmerzen weniger intensiv trainieren

Sport ist oft ein Grenzfall. „Sportler müssen sich an ihren Grenzen bewegen, um ihre Leistung zu optimieren“, sagt Froböse. Deshalb kann es schon einmal zu Schmerzen kommen, beispielsweise durch Muskelkater. „Akuter Schmerz ist immer ein Zeichen für akute Überlastung“, sagt Froböse. Der sollte man immer Rechnung tragen.

 

Ganz typisch ist der Fall, dass man acht Wochen lang joggen geht, sich gut fühlt und die Leistung steigern konnte – und dann plötzlich das Knie dick wird. „Die Frage ist dann immer: Hört man auf und lässt es ausheilen oder wählt man eine andere Strategie?“, sagt Froböse. Der Experte empfiehlt, in einem solchen Fall das Training fortzusetzen, damit man später nicht wieder bei Null anfängt. „Allerdings sollte man auf einem sehr niedrigen Niveau trainieren.“

 

Oft helfen schon einfache Maßnahmen gegen den Schmerz

Schmerzen in der Wade haben meistens eine muskuläre Ursache. Dann können neben moderater Bewegung auch physikalische Maßnahmen helfen, zum Beispiel eine Therapie mit Kälte, die die Durchblutung anregt. „Auch eine Massage oder ein warmes Bad können dann sehr wohltuend sein“, sagt der Sportwissenschaftler. Es kommt auch vor, dass die Ansätze der Sehnen gereizt sind und deshalb Knie oder Wade schmerzen. Dann hilft Kälte. Dafür hat Froböse einen Tipp: Wasser mit einem Stäbchen oder Löffel in einem leeren Joghurtbecher einfrieren und damit dann die schmerzenden Ansätze der Sehnen kühlen.

 

Nicht selten kommt es nach dem Sport auch zu Schmerzen in der Leiste. Das kann daran liegen, dass das Bindegewebe sich noch nicht an die Belastung angepasst hat. „Wenn man sich dann komplett schont, gelangt man oft in einen Teufelskreis“, warnt Froböse. Bei der nächsten intensiven Belastungsphase nach der Sportpause schmerzen das Bindegewebe oder die Sehnen dann erneut. „Deshalb halte ich es für sinnvoller, es lieber ruhig angehen zu lassen, aber den Sport trotzdem fortzusetzen.“

 

Wenn man die Signale ignoriert, kann der Schmerz chronisch werden

Auch die Schultern können nach dem Sport schmerzen – bis hin zu einer sogenannten Frozen Shoulder. „Schultern lieben Beweglichkeit“, sagt Froböse. Viele Menschen machten aber kein Ausgleichstraining für die Mobilisation der Schultern. „Es hilft bereits, wenn man die Arme jeden Tag um 360 Grad kreisen lässt“, sagt Froböse. Damit trainiere man die Rotation. Auch Übungen mit einem Theraband können die Schultern stärken.

 

Ein ganz anderes Problem bei Sportlern ist chronischer Schmerz. Er entsteht, wenn man die Signale des Körpers ignoriert und dabei dauerhaft über die eigenen Grenzen geht. „Das erlebe ich vor allem bei Ausdauersportlern“, sagt Froböse. Bei Läufern kann es dann zum Beispiel zu einer Entzündung der Achillessehne kommen. Manche Sportler trainieren trotz Schmerzen weiter und tolerieren sie beim Training oder nehmen Schmerzmittel, um ihr selbst gesetztes Pensum erfüllen zu können. Es sei „absolut falsch“, Schmerzen wegzuspritzen oder sie mit Medikamenten auszublenden, sagt Froböse. Das sei vor allem unter ambitionierten Freizeitsportlern ein Problem. „Schmerzen sind immer ein Warnsignal – und als solches sollte man sie auch beim Training behandeln – ansonsten können sie schnell chronisch werden.“

 

Quelle: gq-magazin.de

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