Das macht barfuß laufen mit Ihren Füßen

Von Martin Lewicki

Joggen gilt als eine der gesündesten Sportarten. Besonders wichtig ist dabei die Wahl der richtigen Laufschuhe. Doch was, wenn man barfuß läuft? Erstaunlicherweise ist es gesünder als die besten Laufschuhe. Wir erklären, warum.

Spätestens bei der Wahl der richtigen Laufschuhe merkt man, wie riesig und unübersichtlich das Angebot ist – schließlich muss jeder Lauftyp den passenden Schuh für sich finden. Erstaunlicherweise kann aber der beste Laufschuh nicht mit dem Barfußlaufen mithalten.

 

In einer Studie der US-amerikanischen Harvard University von 2010 wurden erfahrene Barfußläufer mit Läufern in gedämpften Laufschuhen verglichen. Dabei fanden sie heraus, dass Barfußläufer, die mit dem Vorder- und Mittelfuß aufkommen, einer geringeren Aufprallbelastung ausgesetzt sind als Fersenläufer. Das Fazit der Wissenschaftler: „Barfußläufer können auf den härtesten Belägen der Welt laufen.“

 

Personal Trainerin Sandra Hoiting: „Das größte Problem ist die Wahl unserer Schuhe. Die Form unserer Schuhe passt sich nicht unserer Fussform an, sondern zwingt unsere Füße in eine Art Gipsbett. Schuhe quetschen unsere Zehen und verhindern, dass unsere Fussmuskeln arbeiten. Schuhe mit einem Absatz (auch kleine Sneaker-Absätze) tragen zu einer ganzen Reihe weiterer Beschwerden wie Schmerzen im unteren Rücken oder in den Kniegelenken bei.“

 

Leider ist es im modernen Alltag kaum noch möglich, auf Schuhe zu verzichten. Doch wer kann, sollte sie so oft wie möglich ausziehen und barfuß laufen. Dafür gibt es gute Gründe.

 

Gesunde Lauftechnik wird gefördert

Die meisten Laufschuhe haben eine starke Dämpfung im Fersenbereich. Das ist zwar gut für sogenannte Fersenläufer (Menschen, die zuerst mit der Ferse den Fuß aufsetzen) doch nicht optimal für Fuß-, Knie- und Hüftgelenke, wie die Wissenschaftler herausfanden. Ohne Schuhe ist man praktisch gezwungen, den Fuß behutsamer aufzusetzen und stärker auf die Lauftechnik zu achten. Dabei setzt man intuitiv eher mit dem Mittel- und Vorderfuß auf, da hier die Belastung für Gelenke am geringsten ist.

 

Zum gleichen Ergebnis kamen auch Wissenschaftler von der University of Virginia (USA). In einer Vergleichsstudie auf dem Laufband hatten Jogger mit Schuhen höhere Belastungen an Hüft-, Knie- und Fußgelenken als die Barfuß-Probanden. Laut den Wissenschaftlern waren die Kräfte sogar größer als beim Gehen auf hochhackigen Schuhen.

Fußmuskulatur wird gestärkt

Laufschuhe sind mit diversen Stabilisierungs- und Dämpfungssystemen ausgestattet, um vor Belastungen und Bewegungsfehlern zu schützen. Dabei wird aber auch das natürliche Einknicken des Fußgewölbes unterbunden. Das schwächt die Fußmuskulatur auf Dauer. Beim Barfußlaufen wird diese wieder stärker aktiviert.

Natürlicher Schutz vor Pilzinfektionen

Viele Deutsche leiden unter Fuß- und Nagelpilz. Die hartnäckigen Bakterien fühlen sich im feuchten Milieu besonders wohl – also in vollgeschwitzten Schuhen und Socken. Beim Barfußlaufen wird eine optimale Luftversorgung gewährleistet und die Füße werden schön trocken gehalten. Es ist sozusagen ein natürlicher Schutz vor Pilzinfektionen.

Erlebnismassage mit Abhärtung

Wer das erste Mal mit nackten Füßen auf der Straße oder ungewöhnlichem Belag läuft, der erlebt eine wahre Reizüberflutung. Die vielen Nervenenden werden wie bei einer Fußmassage stimuliert. Zunächst ist das aufregend, aber auf Dauer wäre das auch nicht angenehm. Doch wer viel barfuß läuft, der härtet seine Füße ab. Unebenheiten und kleine Steinchen werden nicht mehr so stark wahrgenommen, weil die Hautdicke mit der Zeit zunimmt. Dadurch macht das Barfußlaufen noch mehr Spaß.

 

Tipps für Anfänger

Auf jeden Fall sollte man behutsam mit dem Barfußlaufen anfangen, damit sich die Füße, Muskeln und Gelenke an die neuen Bewegungsabläufe gewöhnen können. Zudem sollte man sich Wege und Pfade aussuchen, die wenig potenzielle Gefahren für die Füße bieten. Oder es zum Beispiel auf einem Sportplatz ausprobieren, denn das Laufen muss tatsächlich neu erlernt werden, vor allem als Fersenläufer.

Barfuß-Schuhe bieten Schutz vor Verletzungen

Speziell in Städten sind nackte Füße auf Bürgersteigen und Straßen vielen Gefahren und auch Schmutz ausgesetzt. Doch auch hier gibt es eine Lösung, wie man sich dem Barfußlaufen nähern kann. Sogenannte Barfußschuhe umschließen wie ein Handschuh jeden Zeh einzeln und bieten Schutz vor Verletzungen, ohne die natürlichen Bewegungsabläufe der Füße einzuschränken.

 

Sandra Hoiting rät: „Über Nacht auf Barfußschuhe umzusteigen wäre allerdings keine gute Idee, weil wir über Jahrzehnte Schuhe getragen haben. Ein schneller Umstieg kann noch mehr Schmerzen hervorrufen. Stattdessen verändern Sie langsam Ihre Gewohnheiten. Geben Sie Ihrem Fuß und Fußgelenk Zeit sich anzupassen. Verbringen Sie mehr Zeit barfuß. Trainieren und massieren Sie Ihre Füße und den unteren Bereich Ihrer Beine.“

Zehenspreizer helfen ohne Zeitaufwand

„Einen Barfuß-Tipp liebe ich besonders, weil er keine extra Trainingszeit von mir erfordert. Ich nutze Zehenspreizer, um meinen Zehen den natürlichen Bewegungsspielraum zurückzugeben“, so Sandra Hoiting. „Zehenspreizer gibt es in jedem Drogeriemarkt. Fangen Sie mit 10 Minuten am Abend an.“

Barfuß-Pfade und Erlebnisparks

Wie stimulierend es sein kann, barfuß zu laufen, erlebt man eindrucksvoll auf speziellen Barfuß-Pfaden oder in Barfuß-Erlebnisparks. Hier werden die Sinne neu angeregt und tragen zum Entspannen bei. Eine Übersicht der Pfade und Parks finden Sie unter barfusspark.info.

Das Zauberwort heißt „Natural Running“

Barfußlaufen ist sicherlich nicht jedermanns Sache und im Alltag oft nicht umsetzbar. Doch die Schuhindustrie hat darauf reagiert und entwickelt zunehmend Laufschuhe mit flachen Sohlen und wenig Dämpfungsmaterial unter dem Label „Natural Running“. Damit möchte man den natürlichen Bewegungsablauf unterstützen.

 

Und in der Wohnung nur noch barfuß zu gehen, hat auch schon einen Effekt!

 

Quelle: fitbook.de

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